Im Frühjahr 2004 hatte ich vor, für Geschäftsleute einen Vortrag in einem Hotel zu halten. Ca. zwölf Wochen vor diesem Termin begann ich mit den Vorbereitungen und reservierte mir den Vortragsraum. Was den Raum betraf, wählte ich unter den drei vorhandenen in diesem Hotel den zweitgrößten, da er Platz für ca. 30 Teilnehmer bot und für mein Vorhaben ausreichte. Was sich dann auch als richtig erwies, denn insgesamt meldeten sich 26 Teilnehmer zum Vortrag an: Geschäftsleute aus dem Einzelhandel, dem Handwerk und der Industrie.
Die Besichtigung der einzelnen Räume war nur sehr kurz gewesen, da es mir damals nur um die Größe ging. Wenn ich allerdings dafür mehr Zeit investiert hätte, hätte ich diesen Raum nie gebucht. Allerdings hätte ich mich dadurch selbst um eine großartige Erfahrung gebracht.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehr als 70 Vorträge zum Thema geomantische Lebensraumgestaltung gehalten, sowohl für private als auch gewerbliche Räume. Dieser Vortrag sollte jedoch alles, was ich bisher erlebt hatte, im wahrsten Sinn des Wortes in den Schatten stellen.
Der Abend des Vortrages
Der Vortragsbeginn war um 19 Uhr angesetzt und ich selbst war schon um 18 Uhr vor Ort, um alles vorzubereiten. Stimmt die Stuhlanordnung? Gab es genug Papier an der Flipchart? Waren Getränke vorhanden?
Plötzlich bemerkte ich, wie ich begann, mich ein wenig unwohl zu fühlen. So als wenn ich aufgeregt und nervös werden würde. Allerdings bekomme ich vor Vorträgen normalerweise nie so etwas wie Lampenfieber, da ich Vorträge zu halten über alles liebe und sehr gerne referiere. Aber nichtsdestotrotz: die Aufregung ging in ein leichtes Zittern über und die Vorfreude verwandelte sich zunehmend in Ablehnung gegenüber dem Vortrag, den noch nicht eingetroffenen Teilnehmern und dem Raum selbst.
Was für eine Energie! Und ich wusste nicht, woher sie kam und was sie bewirken würde. Aber das sollte sich im Laufe des Vortrags noch mit aller Präsenz zeigen.
Die ersten Teilnehmer kamen und kurz vor Beginn waren alle anwesend. Ich konnte also beginnen: leicht zitternd, sichtlich nervös und mit einer noch nie dagewesenen Energie, die am liebsten gleich wieder aufgehört hätte und nach Hause wollte. Kurz gesagt: alles andere als optimal.
„Nein, nein, nein“, war mein Gedanke. „Du bist Profi. Dies ist nicht dein erster Vortrag und du ziehst das jetzt durch. Komme, was kommen mag!“ Und es wurde immer schlimmer. Ich war durcheinander, die Nerven lagen blank und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen – oder am besten gleich auf und davon laufen sollte.
Dann bemerkte ich obendrein noch, dass ich mich im Vortrag zum jeweiligen Themenbereich ständig wiederholte, es war wie ein Wiederkauen. Mir war es bewusst, aber ich konnte nichts dagegen machen. Wie sollte ich mich wehren können, da ich ja nichts erkennen konnte. Nichts zeigte sich, nichts wurde mir bewusst. Das heißt, nichts ist nicht ganz richtig, denn die Teilnehmer zeigten es durchaus. Sie waren bereits auf Abwehr eingestellt. Das ist das Schlimmste, was einem als Vortragenden passieren kann. Die meisten saßen mit verschränkten Armen da und lehnten sich offensichtlich immer weiter zurück. Die absolute Katastrophe! Ich war froh, überhaupt noch einige zusammenhängende Sätze sagen zu können, obwohl ich ständig das Gefühl hatte, dass es mir gleich den Boden unter den Füßen wegziehen würde. Nach gut einer Stunde (zwei sollte der Vortrag dauern!) hätte ich am liebsten gesagt: „Bitte nehmen Sie Ihr Eintrittsgeld wieder und gehen Sie nach Hause!“ Ich wollte nur noch verschwinden, am besten gleich sterben und sofort entmaterialisieren, damit ja nichts mehr von mir übrig blieb. Was für eine Energie, was für eine Katastrophe!
Was für ein Vortragsabend – und was für wundersame Folgen
Irgendwie, und bis heute kann ich es mir nicht erklären, überlebte ich diese zwei Stunden und der Vortrag war beendet. Ich selbst war am Ende und die Teilnehmer verließen den Raum in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Dies war mit Abstand mein miserabelster Vortrag, den ich je gehalten hatte. Ich war mehr als bedient und wollte nur noch nach Hause. Was für ein Abend, und genau dieser Abend, dieser Vortrag und dieser Raum sollten mich noch lange begleiten. Nämlich mehr als acht Jahre!
Diese Begleitung äußerte sich auf zwei Ebenen gleicher Art.
Ungefähr ein halbes Jahr später meldete sich ein Geschäft und wollte eine geomantische Beratung. Und in den darauffolgenden Wochen und Monaten brachte mir genau dieser Vortrag mehr Aufträge – in Relation zur Teilnehmerzahl – als jemals zuvor, sowohl in der Anzahl der Aufträge als auch vom gesamten Auftragsumsatz.
Ein Wunder? Ich weiß es nicht und kann es mir bis heute nicht erklären. Auf jeden Fall wurde mir bewusst, dass alles, was man sät, auch früher oder später geerntet wird. Und diese Saat muss trotz alledem sehr gut gewesen sein. Dies war die erste Ebene, die ich erleben durfte. Die zweite offenbarte sich dann gut sieben Jahre später.
Man begegnet sich immer wieder…
Aufgrund einer Empfehlung durch einen Kunden wurde ich genau zu diesem Hotel gerufen, wo ich Jahre vorher diesen wundersamen Vortrag halten durfte.
Ich vereinbarte einen Termin für ein erstes Vorgespräch und wir trafen uns einige Tage später im Hotel. Den Inhabern ging es in erster Linie um die Frage, wieso der Geschäftsverlauf seit Bestehen des Hotels (immerhin schon mehr als 25 Jahre) von einem ständigen Auf und Ab begleitet wird. In ihren Worten ausgedrückt: von Himmel hoch jauchzend bis hin zu Tode betrübt. Also sehr gegensätzlich und vor allem nicht gerade angenehm.
Daraufhin begab ich mich in der Woche darauf an einem Abend – es war schon nach 21 Uhr in dieses Hotel, um eine eventuelle feinstoffliche Begründung für dieses Thema zu finden. Im sogenannten Altbau war nichts zu erkennen bzw. es zeigte sich nichts, was in irgendeiner Weise den Betrieb stören würde. Dann begab ich mich in den Neubau, der bereits seit über zehn Jahren bestand. Und mir fiel auf, dass ich den Seminarraum, in dem ich Jahre vorher den Vortrag gehalten hatte und der im Neubau integriert ist, einfach mied. Mich zog es kein bisschen dorthin! So ging ich bis zum Ende des angegliederten Baus, in dem sich weitere Zimmer über drei Etagen befinden. Am Ende des Flurs im Erdgeschoß blieb ich mit dem Rücken zur Wand stehen und ließ den Raum einfach auf mich wirken. Nach einiger Zeit verschwanden die Geräusche, die durch die Straße in den Raum wirkten, und es wurde immer stiller. Der Raum und die Zeit schienen sich immer mehr und mehr aufzulösen und ein milchig gräulicher Nebel durchdrang den Flur. In mir machte sich ein Impuls bemerkbar mit dem Wunsch, den Flur in der Richtung entlangzugehen, von der ich gekommen war. Allerdings ging ich sehr, sehr langsam und mein Haupt senkte sich. In sehr gedrückter und schwächlicher Haltung bewegte ich mich langsam, sehr langsam weiter. Und dann passierte es: Aus dem Nichts kommend und mit einer Deutlichkeit, die ich nicht erwartet hatte, offenbarte sich die Kraft des Raumes.
Die erkenntnisreiche Wahrnehmung
Graue Katzen und graue Schlangen bewegten sich zu meinen Füßen und ich wurde begleitet von Frauen, die geneigten Hauptes und sich langsam schleppend vor mich her bewegten. Intensiviert wurde das Ganze noch durch die Gefühle von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Angst. Ich hätte am liebsten losgeheult, mir schnürte sich alles ein und mein Herz war geschlossen. Ich fühlte, wie ich einen Weg ging, der kein Zurück gewähren würde.
In mir wuchs ein starker Wunsch zu helfen, aber wie? Ich konnte einfach nur beobachten und wurde mit jedem Schritt immer schwächer und noch langsamer.
Als ich im großen Treppenraum, der die jeweiligen Etagen miteinander verbindet, angekommen war, fiel mein Blick nach oben in die nächste Etage. Dort erschienen plötzlich andere Wesen in sehr transparent weißgelblichen Gestalterscheinungen und es wurden immer mehr. Es war wie eine Art Versammlung oder Versammlungsplatz. Ich begab mich nach oben, um auch im nächsten Flur in die Wahrnehmung zu gehen. Aber hier, wie auch im obersten und letzten Flur, war nichts zu erkennen, nur im Treppenraum selbst und im Flur des Erdgeschoßes.
Es war schon nach 23 Uhr und ich setzte mich in der ersten Etage des Treppenraumes in eine unbeleuchtete Nische und beobachte weiter den Raum. Nach einiger Zeit kam ein weiblicher Gast mit einem noch halb vollen Weinglas in der Hand und ging die Treppe hinauf und weiter zu ihrem Zimmer. Was sehr interessant war: Während diese Frau nach oben ging, blickte sie ständig nach links und rechts und auch hinter ihre Schulter, als würde ihr jemand folgen. Sie fühlte sich nicht nur beobachtet, sondern auch „begleitet“. Mich selbst konnte sie nicht sehen! Wahrscheinlich völlig unbewusst spürte sie die Präsenz von diesen anwesenden „Seelen“, die diesem Raum innwohnten.
Nach einiger Zeit erhob ich mich aus meinem „Versteck“ und ging wieder nach unten, um nachzuforschen ob dieser Weg weiter führen würde als nur bis zum Treppenraum.
Er führte weiter, und zwar durch die Hotellobby, an der Bar vorbei und – wie hätte es anders sein können? – genau durch den Raum, in dem ich Jahre vorher meinen Vortrag gehalten hatte. Jetzt wurde mir einiges bewusst und nun endlich war mir diese für mich damals seltsame Energie klar.
Aber woher kamen diese Seelen und wie geht es mit diesem Weg weiter? Es war schon nach Mitternacht und ich begab mich, bevor ich nach Hause fuhr, in den Außenbereich im Anschluss an diesen Vortragsraum. Dort endete dann nach wenigen Metern das Grundstück des Hotels und es zeigte sich ein freies Grundstück mit einem großen Baum, auf einen Erdhügel stehend. Da es schon dunkel war, beschloss ich nach Hause zu fahren und mir Gedanken zu machen, wie ich den Inhabern am Tag darauf diese Erlebnisse am besten schildern würde.
Wahrnehmung und Analyse mit zusammenführender Berichterstattung
Am nächsten Vormittag kamen wir zur Besprechung zusammen und ich beschloss, ihnen einfach zu erzählen, was sich mir gezeigt hatte und wie ich mich dabei gefühlt hatte. Sie hörten mir aufmerksam zu und nickten immer leicht mit dem Kopf. Auf der einen Seite fühlte ich mich verstanden, aber auf der anderen Seite wurde ich den Verdacht nicht los, als wüssten sie genau, wovon ich da berichtete. Nachdem ich fertig war, begannen sie mit ihrer Erzählung. „Wissen Sie“, berichteten sie mir, „wir wollten Ihnen, bevor sie gestern kamen, vorab noch etwas sagen, hatten dies aber zu tun versäumt. Dieser gesamte Platz hier“, fuhren sie fort, „hat eine mehr als tausendjährige Geschichte. Und das Grundstück hinter dem Hotel, auf dem der große Baum steht, war früher ja außerhalb der Stadtgrenzen. Dies war der Richtplatz. Der Baum steht auf einem kleinen Erdhügel und genau auf diesem Hügel wurde Recht gesprochen und anschließend das Urteil vollstreckt. Die Verurteilten sind wahrscheinlich auf dem „Weg“, den Sie wahrgenommen haben, zu diesem Hügel geführt worden, um dann verurteilt zu werden.
Und genau dieses Grundstück wollten wir schon einmal kaufen, aber der Eigentümer hatte es nur an uns verpachtet. Und so wie es ist, wollten wir es als Platz für „Cocktailempfänge“ bei Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten, die zum Teil im Freien stattfinden können, nutzen.
Nur wurde dieser Platz nie gebucht! Nach zwei Jahren haben wir den Pachtvertrag wieder gelöst.“
Im Laufe des weiteren Gesprächs erklärte ich ihnen meine Vorgehensweise und wie wir Schritt für Schritt am stimmigsten vorgehen könnten.